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Schutz von Bodendenkmälern

Die Rubrik »Bodendenkmäler« wurde vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie erstellt.

Einführung

In Sachsen sind bislang ca. 13.000 archäologische Kulturdenkmäler bekannt, von denen etwa 1600 obertägig (z. B. Wallanlagen, Burgen, Grabhügel) sichtbar sind (Foto).

Foto: Die vorgeschichtlichen Burgen an der Rauen Furt
Die vorgeschichtlichen Burgen an der Rauen Furt. 

Fast neunzig Prozent aber ruhen unsichtbar im Boden. Diese große Mehrheit ist meist nur indirekt aus Oberflächenfunden zu erschließen, auf Luftbildern zu erkennen (Foto 7) oder durch geophysikalische Untersuchungen sichtbar zu machen (Foto 8).

Foto: Die slawische Befestigung von Hof/Stauchitz
Die slawische Befestigung von Hof/Stauchitz. 
Foto: Die slawische Befestigung von Hof/Stauchitz
Die slawische Befestigung von Hof/Stauchitz im geomagnetischen Messbild. 

Der tatsächliche Denkmälerbestand aber dürfte ungleich größer sein. Nach neuen Erkenntnissen sind wahrscheinlich nur 25 Prozent dessen bekannt, was sich im Boden verbirgt. Diese unersetzlichen historischen Informationsquellen sollen auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen und verpflichten uns daher zu besonderen Erhaltungsanstrengungen. Eine archäologische Ausgrabung stellt lediglich das letzte Mittel dar, Befunde und Funde für eine wissenschaftliche Auswertung und damit für die Zukunft zu sichern.

Die vorgeschichtliche und mittelalterliche Besiedlung Sachsens erfolgte in starker Abhängigkeit von naturräumlichen Faktoren. Böden spielten dabei eine ausschlaggebende Rolle. Die Lößlandschaften, die Leipziger Tieflandsbucht, die Dresdner Elbtalweitung und das mittelsächsische Lößhügelland wurden bereits von den ersten Bauern der Jungsteinzeit um 5.500 v. Chr. erstmals besiedelt und danach kontinuierlich von bäuerlichen Gemeinschaften genutzt (Karte 9). Diese Altsiedellandschaften der Vergangenheit sind die intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen der Gegenwart.
Karte: Bandkeramik-Fundstellen in Sachsen
Bandkeramik-Fundstellen in Sachsen 

Karte 9: Die fruchtbaren Böden der Lößlandschaften wurden bereits von den ersten bäuerlichen Gemeinschaften der Jungsteinzeit besiedelt (Bandkeramik, 5500 bis 4500 v. Chr.)

Später nahm man die Sandlöß-, Altmoränen- und Flusslandschaften mit wechselnder Intensität in Besitz. Vor allem östlich der Elbe scheint es auf den sandigen Böden zu jahrhundertelangen Siedungsunterbrechungen gekommen zu sein. Als letzte Landschaft in Sachsen wurden der Mittelgebirgsraum und sein Vorland aufgesiedelt. Von einer dauerhaften Durchdringung durch den Menschen kann hier erst seit dem Hochmittelalter gesprochen werden.
Stehen schriftliche Urkunden in Sachsen gerade einmal für das letzte Jahrtausend zur Verfügung, erschließen sich die Jahrtausende davor nur aus dem »Archiv im Boden«. Archäologische Kulturdenkmäler verteilen sich in unterschiedlicher Dichte und Zahl auf den Freistaat. Besonders groß ist das Aufkommen in den Altsiedellandschaften, der Leipziger Tieflandsbucht, der Dresdner Elbtalweitung und dem mittelsächsischen Lößhügelland (Karte 10).
Karte: archäologische Kulturdenkmäler in der Lommatzscher Pflege
Bislang 650 flächig ausgeprägte archäologische Kulturdenkmäler in der Lommatzscher Pflege bekannt. 

So viele Fundstellen wie beispielsweise in der Lommatzscher Pflege (ca. 300 Quadratkilometer, 650 bekannte archäologische Kulturdenkmäler) entfallen durchschnittlich nur in vergleichbaren anderen deutschen Lößlandschaften auf einen Quadratkilometer (ca. 2,2). Wahrscheinlich ist dieser Wert noch zu niedrig angesetzt, weil er nur 25 Prozent des tatsächlichen Bestandes darstellt. In einmaliger Weise lässt sich in diesen Altsiedellandschaften also erschließen, in welchen Wechselwirkungen zwischen menschlichem Verhalten einerseits und Naturraum andererseits sich die vorgeschichtliche Besiedlung Sachsens vollzogen hat.

Der Erosionsprävention kommt in den fruchtbaren Altsiedellandschaften Sachsens eine wachsende Bedeutung zu. Dabei spielt die Umstellung auf konservierende Bearbeitungsmethoden (pfluglose Feldbestellung, Mulch- bzw. Direktsaat, Zwischenfruchtanbau) eine herausragende Rolle, die auch der Erhaltung archäologischer Kulturdenkmäler zu Gute kommt. Einen zusätzlichen Schutz können der Anbau von Kulturen mit größtmöglicher Bodenbedeckung, eine hanglinienparallele Bodenbearbeitung, Schlagteilungen sowie die Verkürzung von Hangprofilen durch landschaftsgestalterische Maßnahmen bewirken. Die größten Schutzeffekte lassen sich jedoch durch denkmalbezogene Brach- bzw. Stilllegungsflächen (Fotos 16 bis 18) und Umwandlungen in Grünland erzielen. Eine teilflächengesteuerte Landbewirtschaftung eröffnet die Perspektive, flächenspezifisch auch denkmalverträgliche Bestellungsverfahren, z. B. die automatisierte Anpassung von Eingriffstiefen oder die Aussparung von Kulturdenkmälern, zu entwickeln.

 

Foto: slawische Siedlung auf dem Plateau
Slawische Siedlung auf dem Plateau. 

Foto 16: Ein Stilllegungsstreifen schützt eine besonders erosionsgefährdete Hangflanke und damit auch die slawische Siedlung auf dem Plateau

Foto: slawische Siedlung auf dem Plateau im Winter
Slawische Siedlung auf dem Plateau im Winter. 

Foto 17: Ein Stilllegungsstreifen schützt eine besonders erosionsgefährdete Hangflanke und damit auch die slawische Siedlung auf dem Plateau

Foto: slawische Befestigung auf dem Zschaitzer Burgberg
Slawische Befestigung auf dem Zschaitzer Burgberg. 

Luftbild 18: Unter Kleegrasbedeckung ist die vorgeschichtliche und slawische Befestigung auf dem Zschaitzer Burgberg vorläufig gut geschützt

Kontakt

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 42: Boden, Altlasten

Bernd Siemer

Telefon: 03731 294-2816

E-Mail: Bernd.Siemer­@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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