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Moorrevitalisierung und DOC

Das Bild zeigt einen mit Wasser gefüllten Graben im Moor Carlsfeld, umgeben von Moorvegetation (Torfmoose, Gräser, kleine Fichten). Quer im Graben liegt ein abgestorbener Baum.
Moorrevitalisierung Carlsfeld  © LfULG, Laura Degenkolb

Im Erzgebirge befinden sich viele Moore in schlechtem ökologischen Zustand aufgrund langjähriger Entwässerung durch vom Menschen angelegte Entwässerungsgräben. Bei fortschreitender Degradierung verliert das Moor nicht nur sein einzigartiges, geschütztes Arteninventar, sondern auch seine ökologischen Funktionen als Kohlenstoffsenke, Wasserspeicher und -filter. Aus natur-, boden- und klimaschutzfachlicher Sicht ist eine Revitalisierung von Mooren daher notwendig um fortschreitende Degradierung zu verhindern.

Vor dem Hintergrund der äußerst angespannten Situation in einigen Wasserwerken südwestsächsischer Trinkwassertalsperren treten Spannungen zwischen Zielen des Naturschutzes und denen der Wasserversorgung auf, da negative Auswirkungen auf die Rohwasserqualität infolge von Wiedervernässungsmaßnahmen befürchtet werden.

Auf Grundlage internationaler Literatur wie auch lokal durchgeführter Studien wurde im folgenden Positionspapier der aktuelle Kenntnisstand herausgearbeitet, welchen Einfluss Maßnahmen zur Wiedervernässung auf die DOC-Fracht in Oberflächengewässer haben können.

Im Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Carlsfeld wurde 2006 begonnen, das degradierte Moor »Große Säure« durch Staubauten wieder zu vernässen, 2017 folgte der Bau von Stauen im angrenzenden »Rostmoor«. Beide Maßnahmen werden durch ein kontinuierliches Monitoring in Moor- und Oberflächenwasser begleitet.

Eine Zwischenauswertung der Ergebnisse 2022 zeigte, dass die Maßnahmen den Wasserstand im Gebiet nur geringfügig und nicht dauerhaft anheben konnten, da mehrere außergewöhnlich trockene Jahre zu einem verringerten Wasserdargebot führten. Auch hydrochemische Veränderungen, wie DOC-Einträge in die Wilzsch, die die Talsperre speist, werden weniger von den erfolgten Maßnahmen als viel mehr von den klimatischen Veränderungen (wie steigenden Temperaturen) beeinflusst. Eine vorsichtige Revitalisierung verstärkt demnach – zumindest in den ersten 15 Jahren nach Maßnahmenbeginn – NICHT die DOC-Austräge aus den Moorböden und stellt somit keine Gefährdung für Trinkwasserreservoirs dar.

Im Einzugsgebiet der Talsperre Carlsfeld befindet sich eine der beeindruckendsten Landschaften Sachsens: das Hochmoor »Großer Kranichsee«, welches als Totalreservat im NSG Großer Kranichsee liegt. Hier findet man bedrohte Arten wie die Armblütige Segge (Carex pauciflora), den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia), den Langblättrigen Sonnentau (Drosera anglica), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und das Torfmoos Sphagnum magellanicum.

Neuere Luftbildaufnahmen und hochaufgelöste digitale Geländemodelle zeigen jedoch ein dichtes Netz von Entwässerungsgräben, dass das Gebiet durchzieht und für den Rückgang der Offenmoorbereiche und die Einwanderung von Baumarten sorgt. Das Moor sollte deshalb durch den Verschluss auch heute noch wirksamer Entwässerungsgräben schonend revitalisiert werden und kann gleichzeitig als Untersuchungsgebiet für die Auswirkungen der Moorrevitalisierung auf den Austrag von DOC dienen.

Ein Gutachten für die Revitalisierung und das naturschutzfachliche Monitoring dieser Maßnahme wurde 2022 erstellt. Ebenso liegt ein Gutachten für die Möglichkeiten des hydrochemischen Monitorings während und nach der Maßnahme vor. Unter interdisziplinärer Zusammenarbeit von Naturschutz, Wasser und Boden sowie Einbeziehung aller betroffener Akteure (Wasser- und Naturschutzbehörden, Naturschutzverbände, Forst, Landestalsperrenverwaltung, Wasserversorger) soll es gelingen, einen gemeinsamen Weg zu finden, das wertvolle Ökosystem durch gezielte Revitalisierungsmaßnahmen zu erhalten und die notwendige Rohwasserqualität der Talsperre für eine sichere Trinkwassergewinnung zu garantieren.

Ein intensiviertes Monitoring im Einzugsgebiet der Talsperre Carlsfeld soll in Vorbereitung der Moorrevitalisierung durchgeführt werden, um eine belastbare Datengrundlage zu generieren. Mit hochaufgelösten und kontinuierlichen Datenreihen soll die Vorhabensnotwendigkeit bewertet und begründet werden.

Kartenausschnitt mit dem markierten Einzusggebiet der Talsperre Carlsfeld und eingefärbten Moorpegeln und Fließgewässermessstellen je nach Art der Messung (Wassermenge, Hydrochemie oder beides)
Sondermessnetz DOC im Einzugsgebiet der Talsperre Carlsfeld zum vorlaufenden Monitoring der geplanten Moorrevitalisierung im Großen Kranichsee  © LfULG

Im Projekt MooReSax (2021–2025), das am Kompetenzzentrum Wald- und Forstwirtschaft im Staatsbetrieb Sachsenforst koordiniert wird, werden bisherige Kenntnisse und Erfahrungen zu den sächsischen Mittelgebirgsmooren und der Revitalisierungsmethodik zusammengetragen. In zehn unterschiedlich degradierten Mooren zwischen Carlsfeld und Oberwiesenthal wird das Fachwissen zur Wiedervernässung bestmöglich umgesetzt. Ein Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines Moorentwicklungskonzepts, welches die fachlichen Grundlagen und Handlungsempfehlungen für die zukünftige Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen bereitstellt.

Bisher sind die Kenntnisse noch lückenhaft, wie sich die DOC-Einträge durch Maßnahmen zur Wiedervernässung entwickeln. Im Projekt MooReSax werden deshalb in zwei Mooren im Einzugsgebiet der Talsperre Eibenstock (»Zeisiggesang Moor« und »Moor am Roten Fluss«) die DOC-Werte und weitere Parameter vor, während und nach der Revitalisierung überwacht. Halbstündlich werden am Messwehr Wasserstand, Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, Trübung und DOC-Konzentration aufgezeichnet. Parallel dazu werden Wasserproben im Labor des Kompetenzzentrums Wald und Forstwirtschaft analysiert, um die Messreihen zu kalibrieren.

Weitere Infos auf der Projekt-Website

»Zeisiggesang Moor«

Das rund zwei Hektar große Gebiet liegt ca. 3,5 km nördlich der Talsperre Carlsfeld. Die Torfauflage ist 0,5–1 m mächtig und größtenteils von Fichten-Moorwald dominiert. Ein Grabennetz von rund 1 km Länge beeinträchtigt die Hydrologie des Moores. Für September 2024 ist der Einbau von etwa 50 Holz- und Torfstauen geplant. Die regelmäßige Messung der DOC-Konzentrationen im Abfluss des Moores läuft seit November 2023.

»Moor am Roten Fluss«

Das rund zehn Hektar große Gebiet liegt am Vogtlandsee südwestlich von Grünheide. Die Torfauflage ist bis zu 1,5 m mächtig und das Moor wird größtenteils von montanem Fichtenwald dominiert. Ein Grabennetz von rund 4 km Länge beeinträchtigt die Hydrologie des Moores. Für September 2024 ist der Einbau von etwa 80 Holz- und Torfstauen und Grabenverfüllungen geplant. Die regelmäßige Messung der DOC-Konzentrationen im Abfluss des Moores läuft seit November 2023.

Weiter Infos zu aktuellen Meldungen bei MooReSax

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(© OpenStreetMap contributors)

Lage der Moore im Einzugsgebiet der Talsperre Eibenstock

topographische Kartendarstellung mit Pojekt-Gebieten im türkis-eingefärbtem Einzugsgebiets der Talsperre Eibenstock
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(© S. Kühne)

Messstation Zeisiggesang-Moor im Dezember 2023: Regen und einsetzender Schneeschmelze ließen den Wasserstand stark steigen

Schneebedeckte Waldlandschaft mit Messstationen
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(© A. Schilling)

Einbau des Edelstahl-Messwehres im August 2023 im Zeisiggesang-Moor

Neben einem Bagger im Wald werden Röhre und V-Wehr in einen Graben installiert.
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(© A. Schilling)

Aufbau der Messstation im „Moor am Roten Fluss“ nach der Installation im November 2023

Schematisch-beschriftete Bestandtteile der Messstationen im bewaldeten Moorgebiet
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